Der „Streng dich an“-Antreiber:

Wie Karins innerer Antreiber sie ständig bremst.

 

Sie haben die bereits veröffentlichten anderen Teile verpasst? Kein Problem! Lesen Sie diese hier:

>>> Stärke und Herausforderung – „Mach es allen recht“.

>>>Stärke und Herausforderung  – „Sei Perfekt“.

Im dritten Teil stellen wir uns Karin vor. Karin spürt den Druck förmlich in ihren Schultern, als sie sich an die neue Aufgabe macht. Die Herausforderung liegt vor ihr wie ein steiler Berg, und die Luft ist erfüllt von einer schweren Atmosphäre, durchdrungen von Zweifeln an ihrem Erfolg. „Ich müsste es versuchen,“ „Das ist wirklich sehr schwer,“ „Wenn ich mir Mühe gebe.“ etc. murmelt sie leise vor sich hin, während sich ihre Kehle verspannt und ihre Stimme rau und gequält klingt. Jeder Satz fühlt sich an, als müsse sie gegen einen unsichtbaren Widerstand ankämpfen. Und gelegentlich spricht Karin auch in hydraulischen Metaphern von Druck und Gegendruck.

Woran das liegt? Diese unermüdliche Druck sich anstrengen zu müssen, wird durch Ihren inneren „Streng dich an“-Antreiber aufrecht erhalten, ein Konzept aus der Transaktionsanalyse.

Die Transaktionsanalyse

Was genau ist das eigentlich?

Die Transaktionsanalyse, die von Eric Berne entwickelt wurde, ist ein spannendes Tool zur Analyse menschlicher Interaktionen. Sie unterteilt unser Verhalten in drei Ich-Zustände: Eltern-Ich, Erwachsenen-Ich und Kind-Ich. Diese Zustände prägen, wie wir kommunizieren, Entscheidungen treffen und unsere Beziehungen gestalten.

Die inneren Antreiber

Das Modell der inneren Antreiber beschriebt unsere Handlungsmodelle und Verhaltensmuster auf die wir unterbewusst in Stress- und Belastungssituationen zurückgreifen. In unserer Kindheit, haben sie und als gutgemeinte elterliche Aufforderungen handlungsorientierung geboten. Diese verinnerlichten Stregien helfen uns nun im Erwachsenenalter dabei, uns trotz Stress innerlich gut zufühlen. Es lohnt sich einen Blick auf diese inneren Verhaltensmuster zu werfen, da sie uns zwar antreiben jedoch auch Einengen können.

Ressourcen und Stärken

Diese Ressourcen und Stärken zeigen sich oft in Durchhaltevermögen, Beharrlichkeit und Kreativität sowie Innovationsfähigkeit.

Eine Soziale Diagnose: Wie Streng dich an auf andere wirkt

Der „Streng dich an Antreiber“ wirkt lähmend. Karin hat oft das Gefühl, gegen einen unsichtbaren Widerstand anzukämpfen und spührt einen Drang, sich stets anzustrengen, oft bis zur Erschöpfung. Wenn sie versucht, ihre Gedanken mit anderen zu teilen, bemerkt sie, wie ihre Mitmenschen oft ungeduldig werden oder ihr Hilfe anbieten, was nur noch mehr Druck in ihr erzeugt. Sie denkt oft: „Das ist wirklich sehr schwer,“ und „Wenn ich mir Mühe gebe, schaffe ich es vielleicht.“ Doch dieser ständige Kampf, den sie in sich trägt, macht es schwer für andere, Vertrauen in ihre Leistungsfähigkeit zu entwickeln. Oft sieht sie in den Augen ihrer KollegInnen Zweifel, ob sie es jemals schaffen wird.

Die erste Intuition, die bei Karins KollegInnen ausgelöst wird, ist: „Die schafft es nicht bzw. kommt nie an.“ Karins schwere und Anstrengung bei den Aufgaben, scheinen nicht länger ein notwendiges Mittel für Leistung und Erfolg zu sein, sondern entwickeln geradezu ein Eigenleben und einen Selbstzweck. Bei ihren KollegInnen entsteht kein Zutrauen in Karins Leistungsfähigkeit oder -bereitschaft. Impulse von anderen, die Sache zunächst durch Auflockerung oder Ermunterung voranzubringen, bleiben aber oft stecken.

Eigentlich geraten KollegInnen von Karin oft selbst in Anstrengung wenn Sie mit ihr arbeiten. Sie reagieren oft mit Hilfsangeboten oder Ungeduld, was dann bei Karin zu noch mehr Anstrengung führt. In einer Arbeitsbeziehung erwartet man Karins Mitarbeit, dann manchmal eher als eine Zusatzbelastung als eine Erleichterung.

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    Selbststeuerung und –verantwortung im professionellen Kontext ist zu der Schlüsselkompetenz in der heutigen Arbeitswelt geworden. Die Belastungen sind jetzt schon hoch – und sie werden tendenziell auch eher weiter ansteigen. Stressfreie Arbeitsplätze gibt es praktisch nicht mehr und daher gehört ein erfolgreiches Stressmanagement zu den unverzichtbaren Kompetenzen im Geschäftsalltag.

    Woran erkennt man „Streng dich an“ – Menschen?

    In ihrer Arbeit nimmt die Anstrengung einen eigenständigen Wert an. Es geht nicht mehr nur darum, die Aufgabe zu bewältigen, sondern sich dabei so sehr anzustrengen, dass jeder ihre Mühe sehen kann. Karin ist erfolgreich darin, ihren KollegInnen das Gefühl zu vermitteln, dass sie nur unter Mühen und mit fraglichem Ergebnis leistungsfähig ist.

    Das entsteht durch Karins gewohnheitsmäßige Sorge: „Ich schaffe es nicht.“ In Situationen, in denen eine Leistungsbewährung ansteht, taucht der Zweifel an ihrer eigenen Leistungsfähigkeit auf. Dem drohenden schlechten Gefühl, versucht Sie mit der Idee zu entkommen: „Ich schaffe es, wenn ich mich sehr anstrenge.“ Und wenn Sie dann das Ziel nicht erreicht, bedeutet das in Ihrer Logik, dass sie sich noch nicht genügend angestrengt hat.

    Emotionale Dynamik

    Lebensenergie wird damit in Anstrengung übersetzt „Ich mühe mich, also bin ich.“. Auch wenn der Vorgang nicht mit Schwere belastet erscheint, spürt Karin doch untergründig Zweifel am Erfolg. Es entsteht leicht Besorgnis, Chancen leichtsinnig zu verspielen. Dies soll dann durch Bemühtsein abgewendet werden. Wenigstens kann niemand Vorwürfe erheben, denn sie hat sich ja Mühe gegeben. Schafft es Karin trotz der Mühe, glaubt sie, es wegen der Mühe geschafft zu haben. Sie anerkennt dann auch eher die Mühe als die erbrachte Leistung.

    Ihre Einschränkung tritt besonders bei Aufgaben in den Vordergrund, die einen „leichten Sinn“ benötigen. Blickt man in ihre persönliche Geschichte, sind sehr oft Überforderungssituationen zu identifizieren. Es handelt sich beispielsweise um Kinder, die früh Aufgaben übernehmen mussten, für die sie eigentlich noch zu klein waren, oder um jüngere Geschwister, die Dinge so können wollten, wie ihre älteren Geschwister.

    Beziehungsmuster

    Beziehungsanalytisch betrachtet, wählt sich Karin häufig Partner, die ihr eine Leistung abverlangen. Werden diese dann hingehalten, wenden sie sich nach oben beschriebenen Zwischenstationen genervt ab, gelegentlich mit nachsichtiger oder anklagender Bestätigung der Grundannahme: „Du bringst es nicht!“ Karin lebt oft den Mythos der Vergeblichkeit. In Anfangsphasen von Projekten kann sie sehr aktiv sein, doch nach und nach wird alles zur Mühsal. Sie ackert, solange der Boden noch gefroren ist, kommt aber nicht auf die Idee, reife Früchte zu pflücken.

    Antithesen zum „Streng Dich an -Antreiber“

    Eine stimmige Umkehrung dieser Überzeugungen also Glaubenssätze, kann lauten: „Du darfst es gelassen tun und vollenden. Ich habe Vertrauen in deine spontane Leistungsfähigkeit. Dabei darfst du dich auch anstrengen. Es ist aber auch wertvoll, wenn es leicht geht.“

    Damit wird der Glaube in die eigene Unfähigkeit, ein Ziel zu erreichen, als auch die Idee, Leistung könne nur mit Anstrengung erbracht werden, redefiniert. Die Schwierigkeit besteht darin, an die Leistungsfähigkeit des „Streng dich an Menschen“ zu glauben, obwohl er/sie sich so quält.

    Karin weiß, dass ihre Anstrengung wertvoll ist, aber sie muss auch erkennen, dass Erfolg nicht immer mit Mühe verbunden sein muss. Wenn sie lernt, ihre Leistungen anzuerkennen, ohne den ständigen Druck, wird sie nicht nur erfolgreicher, sondern auch glücklicher sein.

    Einige hilfreiche Vorgehensweisen im Umgang mit „Streng dich an Menschen“:

    • Vereinbarungen über realistische Ziele: „Streng dich an Menschen“ neigen dazu, Ziele so zu stecken, dass sie nicht erreichbar sind. Daher müssen klare, erreichbare Ziele gesetzt werden.
    • Zeitmanagement berücksichtigen: „Streng dich an Menschen“ laden dazu ein, das eigene Zeitmanagement aus dem Auge zu verlieren. Menschen in der „Streng dich an-Dynamik“ werden langsamer, je mehr sie sich dem Ziel nähern. Wie bei Sisyphos rollen sie den Stein immer langsamer, je weiter sie nach oben kommen, und man muss aufpassen, dass sie den Stein nicht wieder loslassen, kurz bevor sie am Ziel angekommen sind. Hier ist es wichtig, Teilziele oder Meilensteine zu definieren: „Angenommen wir erreichen heute nur dieses Teilziel, wie können wir sicherstellen, dass wir uns rechtzeitig vertagen und organisieren, wie es weitergehen soll.“
    • Veränderung der Körperhaltung: Eine interessante Hilfestellung ist auch die Veränderung der Körperhaltung beim Umgang mit Aufgaben. In entspannten Haltungen lassen sich die „Streng dich an-Dynamiken“ oft nicht in gleicher Weise aktivieren. Dadurch werden Erfahrungen möglich, wie es ohne Anstrengung leicht gehen kann.
    • Phantasiereisen: Diese eignen sich ebenfalls, um die Erfahrung zu machen, mit leichtem Sinn Wesentliches zu erreichen.

     

    Ressourcen des Antreibers

    Ihr Durchhaltevermögen und ihre Beharrlichkeit sind Tugenden. Gerade in Zeiten, in denen alles „easy“ gehen muss und bei der geringsten Mühe „weitergezappt“ wird, kann Karin mit einer angemessenen Beharrlichkeit für Dinge sorgen.

    Sie verfolgt Aufgaben mit Beständigkeit und habt den nötigen Sinn für Gründlichkeit und Ausdauer.

    Sie ist nicht so stark lustgesteuert. Eine nötige Mühsal kann für sie sogar zum stillen Genuss werden. Menschen wie Karin stehen für die Nachhaltigkeit von Realität dort, wo sie gebraucht wird.

    Konterdynamik: „Alles easy!“

    Auf der anderen Seite vom Pferd gefallen sind „Streng dich an Menschen“, die betont leichtfertig und nachlässig an Aufgaben herangehen. Sie scheuen selbst angemessene Anstrengung und verfolgen damit ebenfalls ein „Ich schaffe es nicht“ – Programm, das aber weniger leicht zu identifizieren ist.

    Eine andere Spielart der Konterdynamik ist „Von-der-Welt-Entrückt“. Karin macht es manchmal als Gegenreaktion zum Kult, Leistung nicht zu erbringen, nach dem Motto: „Ist doch alles nicht so wichtig“.

    Praktische Tipps zur Kompensation

    • Überprüfe regelmäßig das Verhältnis von Input zu Output, um effizienter zu arbeiten.
    • Konzentriere dich beim Beurteilen auf das Ergebnis, nicht nur auf den Prozess.
    • Lege klare Erwartungen fest, um den Rahmen für Erfolg zu definieren.
    • Praktiziere regelmäßig Meditation, um innere Ruhe und Klarheit zu fördern.

    Schlussgedanken: Streng dich an in der Balance

    Karins Beispiel betont die Bedeutung eines ausgewogenen Ansatzes bei der Bewältigung von Herausforderungen, sei es durch engagierten Einsatz oder gelassene Herangehensweise. Sie führt uns einmal mehr vor Augen, wie wichtig klare Zielsetzungen und realistische Erwartungen für persönliche Zufriedenheit sind. Indem wir die Vielfalt der individuellen Arbeitsstile anerkennen und nutzen, fördern wir ein produktives Zusammenarbeiten. Selbstreflexion und die Suche nach Balance zwischen Anstrengung und Gelassenheit spielen eine entscheidende Rolle für persönliches Wachstum und Erfolg. Letztlich führt die Integration dieser unterschiedlichen Perspektiven zu einer ganzheitlicheren und effizienteren Bewältigung von Aufgaben im Alltag.

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