Der „Sei Schnell“-Antreiber:

Zwischen Ruhe und Hektik.

 

Sie haben die bereits veröffentlichten anderen Teile der Serie Stärken und Herausforderungen verpasst? Kein Problem! Lesen Sie diese hier:

>>> Stärke und Herausforderung – „Mach es allen recht“.

>>>Stärke und Herausforderung  – „Sei Perfekt“.

>>> Stärken und Herausforderungen – „Streng dich an“.

>>> Stärken und Herausforderungen – „Sei Stark“.

Heute begleiten wir Annika, die immer das Gefühl hat, dass die Zeit ihr Feind ist. Seit ihrer Kindheit treibt sie ein innerer Drang an, alles möglichst schnell zu erledigen. Doch das trägt meist nicht zu einem effektiven Umgang mit ihrer knappen Zeit bei. Ihre Tage sind gefüllt mit einem rastlosen Wirbeln aus Aktivitäten, und dennoch scheint die Zeit nie auszureichen. Es ist, als ob sie ständig gegen eine unsichtbare Uhr ankämpft, die unerbittlich tickt.

Woran das liegt? Annika hat einen starken „Sei Schnell“-Antreiber. Das Konzept der Inneren Antreiber stammt aus der Transaktionsanalyse.

Die Transaktionsanalyse

Was genau ist das eigentlich?

Die Transaktionsanalyse, die von Eric Berne entwickelt wurde, ist ein spannendes Tool zur Analyse menschlicher Interaktionen. Sie unterteilt unser Verhalten in drei Ich-Zustände: Eltern-Ich, Erwachsenen-Ich und Kind-Ich. Diese Zustände prägen, wie wir kommunizieren, Entscheidungen treffen und unsere Beziehungen gestalten.

Die inneren Antreiber

Das Modell der inneren Antreiber beschriebt unsere Handlungsmodelle und Verhaltensmuster auf die wir unterbewusst in Stress- und Belastungssituationen zurückgreifen. In unserer Kindheit, haben sie und als gutgemeinte elterliche Aufforderungen handlungsorientierung geboten. Diese verinnerlichten Stregien helfen uns nun im Erwachsenenalter dabei, uns trotz Stress innerlich gut zufühlen. Es lohnt sich einen Blick auf diese inneren Verhaltensmuster zu werfen, da sie uns zwar antreiben jedoch auch Einengen können.

Ständig in Bewegung: Die Dynamik des „Sei Schnell“-Antreibers

Annika lebt in einem Zustand permanenter Bewegung. Sie hat das Gefühl, dass sie nie genug Raum oder Zeit hat, um etwas wirklich wichtiges zu tun oder zu erfahren. Diese innere Unruhe führt oft dazu, dass sie ineffektiv mit ihrer knappen Zeit umgeht. Ruhe erscheint ihr als Verrat an der Dringlichkeit ihrer Aufgaben, und Entspannung fühlt sich an wie das Aufgeben von etwas Wesentlichem.

Ihre Sprechweise ist oft abgehackt und überhastet, ohne Punkt und Komma. Worte schießen aus ihrem Mund wie ein Maschinengewehr, gespickt mit Begriffen wie „schnell“, „kurz“, „eben mal“ und „vorankommen“. Ihre Gestik unterstreicht ihre Ungeduld, was ihre Mitmenschen oft überfordert. Sie finden es schwer, Annika zu folgen oder sich auf sie einzulassen.

 

Hektik verbreiten: Wie Annika ihre Mitmenschen beeinflusst

Menschen wie Annika, die dem „Sei Schnell“-Antreiber folgen, haben oft einen gestörten Rhythmus zwischen Anspannung und Entspannung. Es ist, als würden sie von einer Anspannung zur nächsten hüpfen, ohne jemals innezuhalten. Und das wird unter Stress noch verstärkt.

Anikas Verhalten unter Stress, löst bei Kollegen oft den Impuls aus, sie bremsen zu wollen oder sich zurückzuziehen. Oft fällt es diesen Mitmenschen schwer, mitzuerleben, was Annika erzählt oder tut. Manche Kollegen bekommen beispielsweise das Gefühl „keinen Platz zu haben“. Manche Menschen treten auch in eine Mit-Hektik-Dynamik ein. Ihr Gefühl, im Kontakt mit Annika keinen Platz zu haben und Wichtiges nicht unterbringen zu können, lässt sie in eine ähnliche Hektik verfallen, was die Situation nur verschlimmert. Und wieder andere versuchen Ruhe in die Situation zu bringen, was bei Annika jedoch zu noch mehr Hektik führt, da ihre Angst etwas zu verpassen steigt. Daher wenden sich die meisten Kollegen irgendwann von Annika ab oder sind in der Interaktion ebenfalls nicht wirklich anwesend. Nach dem Motto „Ich lasse Sie einfach reden …“ geben sie auf Annika zuzuhören.

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Woran erkennt man „Sei Stark“ – Menschen?

Die Angst vor dem Verpassen: Annikas innere Kämpfe

In wichtigen Momenten traut sich Annika oft nicht, ihr wahres Selbst zu zeigen. Sie glaubt, dass niemand die Zeit oder das Interesse hat, ihr wirklich zuzuhören. Wenn sich dann doch eine Gelegenheit bietet, versucht sie, in kürzester Zeit so viel wie möglich auszudrücken, weil sie davon ausgeht, dass das Gegenüber sowieso nicht lange zuhören wird. Das führt jedoch oft dazu, dass ihre Gesprächspartner das Interesse verlieren. Annika wird oft als nicht anwesend erlebt, was andere dazu einläd selbst nicht anwesend zu sein.

Annika hat ständig das Gefühl, dass sie etwas Wichtiges verpasst. Sie hat Angst, dass ihr das Leben entgleitet oder dass eine Gelegenheit vorbeizieht, bevor sie etwas Bedeutendes tun kann. In ihrer Hast versucht sie, den Moment zu packen und so viel wie möglich mitzuteilen. Dabei bleibt keine Zeit, um durchzuatmen oder auf die Reaktionen ihrer Gesprächspartner zu achten. Es fällt ihr schwer, wirklich zuzuhören.

Der Wettlauf nach Erfüllung

Annika glaubt, dass sie Wesentliches erreicht, indem sie ihm nachjagt. Erfüllt-Sein ersetzt sie durch Schnell-Sein, Viel-Tun und Aufgeregt-Sein. Doch genau dort, wo bewusste Anwesenheit nötig ist, um das Wesentliche zu spüren, führt ihre Hetze dazu, dass sie es verpasst. Was Annika fehlt, ist die Fähigkeit, das Wesentliche zu erleben, sich dafür die angemessene Zeit zu nehmen und andere daran teilhaben zu lassen.

Je mehr Energie Annika aufwendet, um etwas nachzujagen, desto mehr entfernt sie sich von den Ressourcen und der Ruhe, die sie eigentlich benötigt. Dies führt nicht zu einem Innehalten, sondern zu noch mehr Hektik. Die Dynamik wird zu einer Kompensation für den fehlenden Sinn und die Erfüllung des Daseins. Ihr Leben in ständiger Aktivierung entwickelt fast einen Suchtcharakter. Selbst Situationen, die eigentlich mit innerer Ruhe durchlebt werden könnten, verwandeln sich in Hektik. Annikas innere Feuerwache ist immer in Alarmbereitschaft, auch wenn es nirgends brennt.

Der Preis der Hektik

Diese permanente Hektik kann zu einer agitierten Depression führen, einer hektischen Form, um zunehmende innere Leere zu verwalten. Im schlimmsten Fall kann es zu abrupten Zusammenbrüchen kommen. Aber häufiger zeigt sich das Stadium davor. Annika wählt kleinere Ausstiege, indem sie krank wird, sich betrinkt oder sich sogar verletzt, um zur Entspannung gezwungen zu sein.

Praktische Tipps zur Kompensation

  • Anderen durch Druck nicht ihre Entwicklungsmöglichkeit nehmen:
    • Tipp: Versuche nicht mehrere Dinge gleichzeitig machen, auch wenn du es könntest. Ermutige eher deine Mitmenschen, sich auf eine Sache zu fokusieren und schaue dir ab wie Sie das lösen.
  • Ventile suchen:
    • Tipp: Finde gesunde Wege, um Stress und Anspannung abzubauen. Ob es Sport, Meditation, ein Hobby oder einfach ein Spaziergang ist – sorge dafür, dass du regelmäßig ein Ventil hast, um negative Energien abzuleiten.

Der Weg zur Veränderung: Annika lernt, langsamer zu werden

Für Annika ist es ein langer Weg, bis sie erkennt, dass sie sich die Erlaubnis geben muss, Raum und Zeit für sich selbst zu nehmen. Sie lernt, dass sie herausfinden darf, was für sie wirklich wichtig ist, und dass andere ihr zuhören werden, wenn sie sich traut, präsent zu sein. Sätze wie „Du darfst dir Raum und Zeit nehmen.“, „Schau, was für dich lebenswerte Zeit oder wesentlich ist.“ oder auch „Du darfst daran glauben, dass andere dir zuhören können, wenn du dich traust, anwesend zu sein, in dem, was du sagst.“ helfen ihr dabei die neue Ruhe zu verinnerlichen. Manchmal braucht Annika auch eine klare Anweisung von außen, um diese Erlaubnis anzunehmen.

 

Annikas Superkraft: Leistungsfähig unter Druck

Trotz all der Herausforderungen bringt der „Sei Schnell“-Antreiber für Annika auch Fähigkeiten mit, die sie nutzen kann. In Notfallsituationen oder bei hoher Komplexität kann sie kurzfristig auf hohem Aktivationsniveau leistungsfähig bleiben. Sie entwickelt sogar eine gewisse Lust daran, in solchen Situationen zu agieren. Der Schlüssel liegt darin, dass sie lernt, dieses Verhalten kontextspezifisch einzusetzen: „Ich kann mich entscheiden, ob und wann ich mich beeile.“

 

Weitere praktische Tipps zur Kompensation

  • Zeitrahmen stecken
  • Zeitpuffer einplanen
  • Aufgaben mit Prioritäten versehen
  • Delegieren
  • Bewusste Entschleunigungsphasen

Die Konterdynamik: „Jetzt erstmal langsam!“

Es gibt auch Menschen mit dem „Sei Schnell“-Antreiber, die in eine Konterdynamik fallen. Annika’s Freund Tobias ist einer von ihnen. Tobias ist das genaue Gegenteil von Annika. Während sie sich ständig beeilt, um nichts zu verpassen, fürchtet Tobias ebenfalls, dass ihm das Wesentliche entgeht. Aber anstatt zu eilen, bremst er reflexhaft. „Jetzt erst mal langsam“, ist sein Motto, besonders wenn Annika in ihrer gewohnten Hektik auf ihn zustürmt.

In Momenten, in denen Annika glaubt, dass sie die Kontrolle verliert und etwas Wichtiges verpasst, neigt sie dazu, noch schneller zu werden. Ihre Hektik steigert sich, als ob sie das Wesentliche einholen könnte, indem sie schneller rennt. Tobias hingegen fühlt sich durch Annikas Hektik gestresst und reagiert, indem er abbremst. Er möchte sichergehen, dass er nichts übersieht, und das kann er nur in seinem eigenen Tempo.

Annika und Tobias leben in der gleichen Welt, aber mit unterschiedlichen Rollen. Sie ist der Hektiker, immer in Eile, während er der Kontrahektiker ist, der versucht, die Geschwindigkeit herauszunehmen. Interessanterweise führt ihre Begegnung oft dazu, dass sie den Part des anderen übernehmen: Annika wird noch hektischer, wenn Tobias langsamer wird, und Tobias bremst noch mehr, wenn Annika hetzt.

Beide brauchen Zuversicht, um das Wesentliche zu erreichen, aber in einer angemessenen Dynamik. Annika muss lernen, dass manchmal langsameres Handeln zu tieferer Erfüllung führt. Tobias wiederum muss erkennen, dass gelegentliches Tempo durchaus hilfreich sein kann, um im richtigen Moment das Wesentliche zu erfassen.

Balance finden: Annika zähmt ihre innere Hektik

Im Laufe der Zeit findet Annika einen Weg, ihre innere Hektik zu zähmen. Sie erkennt, dass wahre Erfüllung und Sinn nicht durch schnelleres Handeln erreicht werden, sondern durch bewusste Anwesenheit im Moment. Sie lernt, sich Zeit zu nehmen, zu atmen und auf die Reaktionen ihrer Mitmenschen zu achten. Indem sie sich selbst erlaubt, langsamer zu werden, findet sie einen neuen Rhythmus, der ihr Leben erfüllter und weniger gehetzt macht.

Annikas Reise zeigt uns, dass es möglich ist, aus der Dynamik des „Sei Schnell“-Antreibers auszubrechen und einen Weg zu finden, der uns mehr Raum und Zeit für das Wesentliche im Leben lässt.

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