Der Antreiber „Mach es allen recht“:

Eine Geschichte von Stärken und Herausforderungen

Stellen wir uns einmal Anna vor. Anna ist diese eine Kollegin, die immer mit einem Lächeln zur Arbeit kommt und stets darauf bedacht ist, dass sich alle wohlfühlen. Sie merkt sofort, wenn jemand schlecht gelaunt ist, und findet immer die richtigen Worte, um die Stimmung zu heben. Anna ist das Herzstück jedes Teams, ihre Freundlichkeit und ihr Einfühlungsvermögen sind unübertroffen. Doch hinter diesem freundlichen Wesen verbirgt sich eine tiefere Dynamik, die in der Transaktionsanalyse als der „Mach es allen recht“-Antreiber bekannt ist.

 

Die Transaktionsanalyse

Was genau ist das eigentlich?

Die Transaktionsanalyse, die von Eric Berne entwickelt wurde, ist ein spannendes Tool zur Analyse menschlicher Interaktionen. Sie unterteilt unser Verhalten in drei Ich-Zustände: Eltern-Ich, Erwachsenen-Ich und Kind-Ich. Diese Zustände prägen, wie wir kommunizieren, Entscheidungen treffen und unsere Beziehungen gestalten.

Die inneren Antreiber

Das Modell der inneren Antreiber beschriebt unsere Handlungsmodelle und Verhaltensmuster auf die wir unterbewusst in Stress- und Belastungssituationen zurückgreifen. In unserer Kindheit, haben sie und als gutgemeinte elterliche Aufforderungen handlungsorientierung geboten. Diese verinnerlichten Stregien helfen uns nun im Erwachsenenalter dabei, uns trotz Stress innerlich gut zufühlen. Es lohnt sich einen Blick auf diese inneren Verhaltensmuster zu werfen, da sie uns zwar antreiben jedoch auch Einengen können.

 

Die positiven Seiten des ‚Mach es allen recht‘-Antreibers

In Annas Geschichte sehen wir die Stärken, die mit diesem inneren Antreiber einhergehen, deutlich. Ihre Fähigkeit, sich in andere einzufühlen und eine harmonische Atmosphäre zu schaffen, macht sie zu einer geschätzten Kollegin und Freundin. Sie ist sensibel für die Bedürfnisse anderer und kann Gruppenprozesse intuitiv steuern. Diese Eigenschaften sind eine immense Ressource, die Anna hilft, erfolgreich und beliebt zu sein.

Woran erkennt man Mach-es-allen-recht-Menschen?

Menschen, die von diesem Antreiber geprägt sind, erkennt man meist an ihrer zugewandten Art. Sie fragen oft nach den Wünschen und Erwartungen ihrer Kollegen, nicken zustimmend und verwenden gewinnende Gesten, um Zustimmung zu signalisieren. Doch manchmal wirken sie unsicher, besonders wenn ihre Bemühungen nicht sofort den gewünschten Effekt haben.

Und so angenehm die Stärken des „Mach es allen recht“-Antreibers sind, so gibt es doch auch Schattenseiten. In Meetings und Diskussionen fällt es Anna schwer, einen klaren Standpunkt zu vertreten. Ihre Anpassungsfähigkeit führt dazu, dass sie oft ausweichend antwortet und keine feste Position bezieht. Ihre Kollegen schätzen zwar ihre Freundlichkeit, aber es bleibt oft unklar, wo Anna wirklich steht. Dieses Verhalten kann dazu führen, dass echte Nähe und Vertrauen schwer entstehen.

Emotionale Dynamik und Beziehungsmuster

Anna fühlt sich oft unsicher, besonders in emotionalen Stresssituationen. Sie weiß nicht immer genau, wer sie ist und was sie will, weil sie ihre eigenen Ansprüche zugunsten der Bedürfnisse anderer zurückstellt. Menschen wie Anna haben zu wenig Konturen, Selbstvertrauen und (Rollen-)Identität ausgebildet oder halten ihre Konturen für unverträglich mit den Interessen anderern. Ihr innerer Glaubenssatz kann lautet: „Ich kann mich in Beziehungen aufgehoben und wertgeschätzt fühlen, wenn ich mich in andere einfühle.“ Doch dieser Ansatz führt dazu, dass sie ihre eigene Identität verleugnet.

Um aus der übermäßigen Dynamik immer alles recht machen zu wollen rauszukommen, hilft Anna die Erlaubnis sich zumuten zu dürfen. „Du darfst dir selbst und anderen gefallen, du darfst eigene Maßstäbe und Konturen zeigen.“ Anna muss lernen, dass ihre eigenen Bedürfnisse genauso wichtig sind wie die der anderen. Das hilft ihr, ihre eigene Identität zu stärken und klare Grenzen zu setzen.

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    Selbststeuerung und –verantwortung im professionellen Kontext ist zu der Schlüsselkompetenz in der heutigen Arbeitswelt geworden. Die Belastungen sind jetzt schon hoch – und sie werden tendenziell auch eher weiter ansteigen. Stressfreie Arbeitsplätze gibt es praktisch nicht mehr und daher gehört ein erfolgreiches Stressmanagement zu den unverzichtbaren Kompetenzen im Geschäftsalltag.

     

    Die herausfordenden Seiten des ‚Mach es allen recht‘-Antreibers

    • Anna findet es oft schwierig, „nein“ zu sagen. Diese Unfähigkeit, ihre eigenen Bedürfnisse zu priorisieren, führt zu Überlastung und Stress.
    • Sie orientiert sich an den vermeintlichen Wünschen ihrer Kollegen, verliert dabei ihre eigenen Konturen und weiß oft selber nicht was sie eigentlich mag. Dies kann sowohl in ihrem privaten als auch beruflichen Leben zu erheblichen Belastungen führen.

    Reflexionsübung

    Grundbedürfnisse in Beziehungen

    • Sicherheit
    • Veränderung(Wechsel/Wandel)
    • Freiheit (Autonomie)
    • Verbundenheit (Beziehung)
    • Anerkennung
    • Sinn

     

    Beantworten Sie für sich folgende Fragen:

    1. Welches der Grundbedürfnisse ist für mich persönlich / in der Arbeit besonders wichtig?  Auf welches Grundbedürfnis bin ich besonders angewiesen?

    2. Zu was neige ich in Situationen, in denen mein wichtigstes Grundbedürfnis nicht befriedigt wird?

    Der Weg zur Balance!

    Annas Weg zur Balance beginnt mit der Erkenntnis, dass sie nicht ständig die Erwartungen anderer erfüllen muss, um wertgeschätzt zu werden. Positive Rückmeldungen und klare Ansprüche können ihr helfen, ihre eigenen Bedürfnisse zu erkennen und zu kommunizieren. Diese Schritte sind entscheidend, um ihre soziale Wahrnehmung als Stärke zu nutzen, ohne sich selbst zu verlieren.

    Ressourcen dieser Antreibers

    Annas soziale Wahrnehmung.

    Diese Fähigkeit ermöglicht es ihr, sich an andere Menschen und Systeme anzupassen sowie Gruppenprozesse intuitiv zu verstehen und auf sie eingehen zu können. Diese Stärke kann besonders in Rollen, die Kooperation und Harmonie erfordern, von großem Nutzen sein.

    Praktische Tipps zur Kompensation

    • Frage dich das nächste Mal: „Was passiert, wenn ich nicht kritisiere?“
    • Ergänze deine Entscheidungen künftig mit einem logischen Grund.

    Die Gefahr der Überkompensation

    Anna könnte jedoch in die Falle der Überkompensation tappen und trotzig Nichtgefallen provozieren. Diese Reaktion wäre ein Versuch, Kontrolle zu erlangen und lieber der Täter, statt das Opfer zu sein. Doch dieser Weg führt meist zu weiteren Konflikten und Missverständnissen.

    Fazit

    Annas Geschichte zeigt, dass der „Mach es allen recht“-Antreiber sowohl eine Stärke als auch eine Herausforderung sein kann. Ihre Fähigkeit, empathisch und sozial wahrnehmend zu sein, ist eine immense Ressource. Doch um ein ausgewogenes und erfülltes Leben zu führen, muss Anna lernen, ihre eigenen Bedürfnisse und Grenzen zu erkennen und zu kommunizieren. Der Weg zur Balance liegt in der Erlaubnis, sowohl sich selbst als auch anderen gerecht zu werden, und darin, ihre eigenen Maßstäbe zu entwickeln und zu zeigen.

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