Führung und Mitarbeitermotivation – was sagt die Neurowissenschaft dazu?

Damit Sie als gutes Vorbild vorangehen, ist es bedeutsam sich selbst stetig weiterzuentwickeln und zu lernen, was funktioniert und was nicht. 

Als Vorgesetzter sind Sie permanent gefordert den Überblick zu behalten, lösungsorientiert zu handeln und parallel Ihre Mitarbeiter im Sinne der Unternehmensphilosophie zu motivieren und zu leiten. Durch die ständig fortlaufenden Veränderungsprozesse, im Markt und in den laufenden Projekten, ist es essentiell das die Mitarbeitermotivation stimmt.

Die Neurowissenschaft zeigt, wie Sie nicht nur die eigene Performance, sondern auch die Ihrer Mitarbeiter verbessern können. Dabei stehen persönliche Faktoren wie Motivation, Belohnung, Stressminderung, Kreativität, Zusammenhalt, Erreichen von Zielen, etc. im Vordergrund. 

Diese vier Systeme sind überwiegend für die Motivation verantwortlich: 

  1. Belohnungssystem: Entstehungsort für Leistung
  2. Emotionssystem: Bewertungszentrale für Reize
  3. Erinnerungssystem: Quelle der Erwartungen
  4. Entscheidungssystem: Bestimmende Kommandozentrale

Berücksichtigen Sie diese elementaren Systeme, können Sie langfristig die Leistungsfähigkeit und Zufriedenheit Ihrer Mitarbeiter positiv beeinflussen. Das Unternehmen wird somit von der körperlichen und mentalen Gesundheit der Mitarbeiter profitieren.

Was müssen Sie als Führungskraft tun, damit Ihre Mitarbeiter motiviert und zufrieden sind und bleiben:

  • Was müsste ihr Chef anders machen, um Sie wirklich zu motivieren?
  • Wie motivieren Sie ihre Mitarbeiter richtig und welche Fehler sollten Sie vermeiden?

Die Gehirnforschung antwortet hierauf wie folgt: 

Es gibt vier Systeme im menschli­chen Gehirn, die hauptsächlich dafür verantwortlich sind, ob und in welchem Umfang Füh­rung und Motivation von Mitarbeitern gelingt.

 

1. Teil: Das Belohnungssystem – Der Entstehungsort für Leistung

Das Belohnungssystem des menschlichen Gehirns ist eine komplexe Struktur, zu der verschiedene Areale des Gehirns zählen. Vor allem folgende Areale spielen beim Belohnungssystem eine wichtige Rolle:

 

  • Der Nucleus accumbens
  • Das ventrale tegmentale Areal des Mittelhirns
  • Die präfrontale Region der Großhirnrinde (präfrontaler Cortex).

Was wir erleben oder erleben wollen, wird vom Nucleus accumbens, als Teil des limbischen Systems, nach dem Lustprinzip bewertet.

Verspricht ein Gedanke, wie z.B. der Gedanke an einen besonderen Incentive lustvoll und angenehm zu werden, bewertet der Nucleus accumbens das mit: Lust. Nun wird im ventralen tegmentalen Areal des Mittelhirns der Botenstoff Dopamin ausgeschüttet. Dieser Botenstoff dockt dann an den Rezeptoren der Synapsen der präfrontalen Großhirnrinde an, wo unser Bewusstsein sitzt. Hier entsteht nun eine bewusste Glückserwartung, und wir entscheiden uns bewusst daran teilnehmen zu wollen.

Meldet die Großhirnrinde und damit unser Bewusstsein danach tatsächlich positive Erlebnisse, z.B. das spannende Rafting auf der Imst an das ventrale tegmentale Areal des Mittelhirns zurück, schließt sich die sogenannte „ventrale Schleife“. 

Als Folge wird Serotonin ausgeschüttet. Serotonin wirkt beruhigend und befriedigend, es sorgt für Harmonie und bringt uns schließlich zu der Erkenntnis: „Ich bin glücklich.“

Wird also das Belohnungssystem aktiviert, überkommt uns ein Gefühl des Wohlbefindens und somit ein Zustand, den wir gerne dauerhaft beibehalten würden.

Zur Aktivierung des Belohnungssystems bei Mitarbeitern werden in vielen Unternehmen Geschenke, Incentives, Zusatzeinkünfte u.ä.m. eingesetzt. Dagegen ist auch zunächst nichts einzuwenden. Stehen diese Belohnungen aber im Zusammenhang mit dem Erreichen von bestimmten Zielen in einem vorgegebenen Zeitraum führen sie zur Gewöhnung, und ihre Wirkung verpufft. In diesen Fällen hilft dann nur noch eins: Beim nächsten Mal bitte mehr davon!

Deshalb fördern Sie lieber die Kreativität Ihrer Mitarbeiter und deren Fähigkeit zur eigenständigen Problemlösung. Loben Sie Eigeninitiative und selbstständige, kreative Problemlösungen. Denn hier gilt, erfolgen Belohnungen oder Lob unerwartet und unangekündigt, tritt der Gewöhnungseffekt im Belohnungssystem nicht ein und es wird als Wertschätzung wahrgenommen.

 

Oft wird auch die Wirkung von teuren oder wertvollen Belohnungen überschätzt und die Wirkung von kleineren und kostengünstigeren Belohnungen unterschätzt.

Ein nettes Wort oder ein sympathisches Lächeln können das Belohnungssystem im Gehirn genauso aktivieren wie kleine Überraschungen oder eine unerwartete Anerkennung.

 

Konkrete Beispiele, die Sie in jedem Betrieb branchenunabhängig umsetzen können:

  • Balance zwischen Lob und Kritik wahren.
  • Fehler zulassen und als Wachstumschance ansehen.
  • Offen kommunizieren und Vertrauen zeigen.
  • Transparent Entscheidungen treffen.
  • Gemeinsam Ziele festlegen.
  • Umfragen starten und offen nach Optimierungsvorschlägen fragen.
  • Gemeinsam Erfolge und Teamevents feiern.
  • Workshops (Link: https://www.kohlmannconsulting.de/trainings-seminare/) und Coaching Angebote (Link: https://www.kohlmannconsulting.de/persoenlichkeitsentwicklung/) zur persönlichen Weiterentwicklung anbieten.
  • Als gutes Vorbild vorangehen und selbst umsetzen, was Sie nach außen kommunizieren.

2. Emotionssystem – Bewertungszentrale der Reize 

Emotionen und Bewertungen sind unterschiedlich und individuell je nach Mensch, da jede Person eine andere Wahrnehmung hat.

Sollte sich ein Mitarbeiter ungerecht behandelt fühlen, wird sich dies früher oder später mit Demotivation, Hilflosigkeit, Aggression oder Teilnahmslosigkeit, etc. äußern. Als Vorgesetzter ist es Ihre Aufgabe, dass negative Emotionen sobald sie auftreten, schnell aufgelöst werden können.

Aus Sicht der Gehirnforschung handelt es sich bei Emotionen um chemische Prozesse des Nervensystems, die z. B. als Wut, Angst, Freude oder Trauer empfunden werden. Das bedeutet eine Mixtur der Botenstoffe Dopamin, Opioide und Oxytocin aktivieren das Emotionssystem:

  • Dopamin erzeugt in uns ein Gefühl des Wohlbefindens und versetzt uns in einen Zustand von Konzentration und Handlungsbereitschaft. „Ich will etwas tun!“
  • Opioide wirken positiv auf das Ich-Gefühl, die emotionale Stimmung und die Lebensfreude. „Es macht Spass, etwas zu tun!“
  • Oxytocin ist eine Art Bindungsstoff, in Fachkreisen auch Sozialkleber genannt, und ist sowohl Ursache als auch Wirkung von Bindungserfahrungen. So konnte z.B. nachgewiesen werden, dass Menschen als Folge einer geschäftlichen Transaktion, in denen ihnen Vertrauen entgegengebracht wurde, erhöhte Oxytocin-Werte aufweisen. „Ich setze mich für die ein, die mich mögen!“

Soziale Anerkennung, Lob, Dazugehörigkeit und Wertschätzung sind Ziele, die jeder Mensch, ob bewusst oder unbewusst anstrebt. Ermutigen Sie Ihre Mitarbeiter, offen und direkt miteinander zu kommunizieren. Stellen Sie sich die Frage:

  • Wird in Ihrem Team offene Kommunikation und Fairness gelebt? 

Fördern Sie die Gemeinschaft und das Teamwork (Link: https://www.kohlmannconsulting.de/outdoor_teamtraining/) untereinander.

Hier können Sie sich folgende Fragen stellen:

    • Fördern Sie in Ihrem Team Werte wie Offenheit, Aufrichtigkeit, Transparenz und Respekt?
    • Welche anderen Werte fördern Sie, die zur Mitarbeiterzufriedenheit beitragen?
    • Welche zusätzlichen Werte möchten Sie noch weiter ausbauen?

    3. Erinnerungssystem: Quelle der Erwartungen

    Sowohl bewusst als auch unterbewusst werden alle Informationen, Emotionen und Erinnerungen abgespeichert. Das Erinnerungssystem spielt also eine bedeutende Rolle für die Mitarbeitermotivation, da Erinnerungen und Erwartungen in denselben Hirnregionen erzeugt werden. Alles, was wir erwarten, baut also immer auf Erinnerungen aus der Vergangenheit auf.

    Können Sie sich erinnern, welche Erwartungen Sie an Ihre Mitarbeiter kommuniziert haben?

    Und wenn Sie welche formuliert haben, können Sie diese Erwartungen selbst erfüllen?

    In der Praxis heißt dass: Sollte ein Mitarbeiter eine negative Erfahrung gemacht haben, dass z. B. eine versprochene Zusage nicht eingehalten wurde, wird er womöglich für zukünftige Zusagen eine negative Erwartungshaltung einnehmen und davon ausgehen, dass Versprechen nicht eingehalten werden. 

    Daher, welche Ansprüche haben Sie und wie sieht die Praxis aus? Wenn sich das unterscheidet, sind die Ansprüche gerechtfertigt? 

    Wie viel Abweichung ist für Sie und ihr Team noch akzeptabel und ab wann sinkt die Glaubwürdigkeit insgesamt?

    Erinnerungen verändern sich im Laufe der Zeit, werden neu bewertet und gewinnen oder verlieren an Bedeutung. Führen bedeutet Vorbild zu sein. Leben Sie vor bzw. führen Sie selbst das aus, was Sie anderen kommunizieren.

    Eine gute Führung kann helfen alte und schlechte Erfahrungen in neue und gute Erlebnisse umzuwandeln. Seien Sie sich also über die Konsequenzen und Wirkung Ihres Handelns bewusst. „Perfektionismus“ ist ineffizient und Fehler sind wertvoll. Gestehen Sie vor den Mitarbeiter ein, sollten Sie sich nicht immer an die gesetzten Prinzipien halten und bitten Sie um Rückmeldung, wenn dies der Fall ist. 

    So leben Sie vor, was Sie von Ihren Leuten erwarten. Sobald eine Erfahrung als positive Erinnerung abgespeichert ist, wird das Belohnungssystem auch für zukünftige Erlebnisse in Gang gesetzt. 

    4. Entscheidungssystem: Bestimmende Kommandozentrale

    Das Zentrum unseres Entscheidungssystems liegt im präfrontalen Cortex, also im vorderen Bereich unseres Gehirns. Hier laufen alle Informationen aus dem Belohnungssystem, dem Emotionssystem und dem Erinnerungssystem zusammen. 

    Im Entscheidungssystem werden Entscheidungen getroffen, Strategien erstellt und Pläne entwickelt. Sie könnten sich also die Frage stellen:

    Gebe ich ausreichend Orientierung in Bezug auf Strategie und Vision des Unternehmens und des Teams?

    Im präfrontalen Cortex haben unsere sozialen Normen und Werte ihren Sitz. Dass dies so ist, weiß man u.a. durch Patienten, bei denen durch einen Unfall der präfrontale Cortex betroffen war. Schäden in diesem Bereich führten zu Veränderungen der Persönlichkeit ohne dass wesentliche Defizite bei der Intelligenz auftraten. 

    Fragen Sie sich, was Ihr Team braucht, um gut arbeiten zu können und was Sie dazu beitragen können.

    Der präfrontale Cortex ist die oberste Kommandozentrale und wacht über unser Denken, Handeln und unsere Entscheidungen. Füttern Sie alle mit ausreichend und den richtigen Informationen, hat das direkte Auswirkungen auf die Selbstständigkeit und Motivation ihrer Mitarbeiter.

    • Was also brauchen meine Mitarbeiter, um gute Entscheidungen treffen zu können?
    • Wie können Sie ihren Mitarbeitern (noch) mehr Verantwortung übertragen?

    Die anderen drei Systeme beeinflussen das Entscheidungssystem, denn ohne sie wüsste das Entscheidungssystem nicht, was es will bzw. was es nicht will und warum es etwas will bzw. wie es ein Ziel erreichen soll.

    Sprechen Sie mit Ihren Mitarbeitern über deren Vorstellung, was Ihrer Aufgabe als Führungskraft ist. Und führen Sie einen Verantwortungsdialog mit Ihren Mitarbeitern zu deren Aufgaben.

    Wichtige Voraussetzung:
    Um die Führung und Mitarbeitermotivation erfolgreich zu gestalten, sollen alle vier Systeme kombiniert und in Einklang gebracht werden. 

    Wie, lernen Sie in unseren Trainings zur Führungsentwicklung.

    Incompany GmbH